Mit der 1921 komponierten Operette „Der Vetter aus Dingsda“ lassen sich Musikschule und Alte Post nach über 6jähriger gemeinsamer Musical-Arbeit erstmalig auf ein neues Genre ein. Eine lockerleichte Sommerkomödie mit frischen Melodien, die allemal an die klassischen Musicals heranreicht:
Julia de Weert lebt unter Aufsicht ihres Onkels Josse und Ihrer Tante Wimpel im Haus Ihrer verstorbenen Eltern zusammen mit dem Bruder Kurt, der zwar an vielen Verwicklungen in dieser Operette beteiligt ist, aber nie in Erscheinung tritt. Neben Julia und Kurt lebt auch noch Hannchen im Haus, eine Freundin Julias, die hier ihre Ferien verbringt.
Vor sieben Jahren gab’s auch einen Vetter, Roderich de Weert, aber der konnte als pubertierender Jüngling nicht die Finger von Julia lassen, die damals erst 16 war, und wurde kurzerhand nach Batavia in die Deutschen Kolonien verbannt. Nicht ohne Julia das Versprechen abzunehmen, jeden Abend, wenn der Mond aufgeht, seiner zu gedenken.
So steht Julia also seit sieben Jahren brav des Abends auf dem Balkon und gedenkt seufzend seiner.
Nun werden alle Mädels mal erwachsen und volljährig, auch in den 20er Jahren und damit gingen Onkel und Tante des beträchtlichen Vermögens, dass Julia dann erbt, bzw. dessen Verwaltung verlustig und dies würde erhebliche Einbußen im Lebensstil mit sich bringen. Daher besinnt sich Onkel Josse auf seine geldgeile Familie und zitiert seinen Neffen August in Julias Haus, damit er Julia heiratet und das Geld in der Familie Kuhbrot verbleibt.
Da ist aber auch Egon von Wildenhagen, ein geckenhafter Jüngling, wie es in der Besetzung heißt. Auch der ist scharf auf Julia. Und da sein Vater zum einen Landrat, zum anderen neben Josse auch Vormund ist, ist er ein ernstzunehmender Gegner. Und der schafft es, Julia just an dem Abend, an dem die Operette beginnt, für volljährig erklären zu lassen.
Und damit beginnt das Problem, denn da der Neffe August noch nicht angekommen ist, wird’s eng für Onkel Josse.
Da taucht plötzlich mitten in der Nacht ein fremder Mann auf und die „frischvervolljährigte“ Julia spielt ihm einen Streich, indem sie sich als die Dienerin im „Zauberschloss“ ausgibt. Dieser Zauber geht allerdings nach hinten los, denn plötzlich scheint dieser reale Fremde viel interessanter zu sein, als der imaginäre Liebste aus Kindertagen. Und sie bietet ihm an, die Nacht in ihrem Haus zu verbringen – im Zimmer des abwesenden Kurt.
Am nächsten Morgen werden Onkel und Tante mit diesem eigenartigen jungen Mann – in Kurts Anzug – konfrontiert, der sich bereits durch Hannchen über die familiären Zustände informiert hat. Er outet sich als der verschollene Roderich. Sehr zur Begeisterung Julias, die jetzt die Fortsetzung ihres Kindertraums mit den Zutaten der Erwachsenen genießen möchte. Das heißt, sie würde es gerne, aber an ihr nagt der Zweifel. Ist der Fremde wirklich Roderich de Weert?
Außerdem ist auch Egon nicht untätig und hat das Konsulat eingeschaltet, um zu erfahren, was es mit Roderich de Weert auf sich hat. Und mitten in das scheinbare Happy End des zweiten Aktes platzt die Nachricht, dass Roderich zwar auf dem Wege nach Deutschland ist, aber erst heute eintreffen wird. Wie kann er da gestern schon angelangt sein????
Von Julia zur Rede gestellt… schweigt er sich aus. Es donnert im Hause de Weert.
Mit dem dritten Akt betritt ein zweiter Fremder die Bühne und bringt das burschikose Hannchen innerhalb von fünf Minuten dazu, sich voll und ganz zu verlieben. Da das auf Gegenseitigkeit beruht, sind die beiden nach ca. sieben Minuten verlobt. Und da taucht dann die Frage auf, wer denn dieser zweite Fremde ist. Er ist Roderich de Weert und Hannchen verzweifelt. Da taucht der erste Fremde auf und outet sich als August Kuhbrot, der verschollen geglaubte Neffe Josses aus Berlin. Schnell tauschen Roderich und er die Kleider, einen grünen Wanderanzug, mit dem August am Abend vorher aufgetaucht war. August erhält den Auftrag, die rachsüchtige Verwandtschaft, die ihn für den Mörder Augusts hält, solange hinzuhalten, bis Roderich seine Rolle übernehmen kann.
Das tut er dann auch mit großem Erfolg, und als der erfreute Josse ihn seiner Julia vorstellt, passiert das Erwartete: Julia erkennt ihren Jugendgeliebten nicht und will diesen widerlichen August vom Hofe hetzen lassen. Der gibt sich als Roderich zu erkennen. Das Happy End setzt ein: Roderich bekommt Hannchen und Julia bekommt August. Josse und Wimpel bleiben im Hause… Und Egon? Egon geht nach Batavia. Bleibt nur noch eine Frage: Wo ist Kurt?