Videokünstler Nils Kemmerling schafft den visuellen Rahmen im Globe-Theater
Das Musical „Oliver!“ spielt in London zur Zeit der Industrialisierung. In der Arbeitswelt stampfen Maschinen den Takt. Wer da nicht mithalten kann – geht unter. Es gibt keine Kompromisse, kein Erbarmen. Es gibt nur Schwarz oder Weiß. Diese Gefühlswelt hat Videokünstler Nils Kemmerling für die Neusser „Oliver!“-Inszenierung eingefangen und passend aufbereitet.
„Alle Aufnahmen sind aktuell für diese Produktion entstanden“, so Kemmerling, der wochenlang mit seiner Kamera in der Region Motive gesammelt hat. Eine Eisenbahnbrücke aus Krefeld-Oppum fügt sich etwa mit Industriehallen oder Trödelmarktaufnahmen aus Düsseldorf zusammen. Innerhalb der schwarz-weißen Kontraste, die als Filme ganz langsam oberhalb des Bühnenrunds über zwei Leinwand-Bänder laufen, eröffnen sich „visuelle Räume, die allein für sich gesehen zurückhaltend und klar sind und somit den Schauspielern viel Entfaltungsfreiheit lassen“, beschreibt Kemmerling seine Installation. Schwenks, vage Windbewegungen und Zooms in Zeitlupe lassen eine abstrakte Lebenswelt entstehen, die seltsam entrückt, emotionslos, ja manchmal morbide wirkt. Einzelne Farbakzente durchbrechen oder betonen die Kühle.
Nils Kemmerling ist 1975 geboren, er lebt und arbeitet als Experte für Audiovisuelle Medien und visuelle Kommunikation in Düsseldorf. 2006 erhielt er den Kunstförderpreis der Stadt Neuss. Als freier Künstler sind die Bereiche Video, Fotografie, Neue Medien und Installationen seine Schwerpunkte, u.a. im Kulturforum Alte Post und in der Filmwerkstatt Düsseldorf gehört der zum Dozentenpool. Während der Neusser Musicalwochen 2014 ist er an jedem Aufführungsabend im Globe, denn seine Kunst ist nicht programmiert. Die Projektionen werden jedes Mal live arrangiert.