Prügeleien auf der Bühne darstellen – das ist gar nicht so einfach. „Die meisten Leute heben dann die Arme an und wuseln aus dem Hand- oder Ellenbogengelenk heraus vor sich hin“, weiß Selbstverteidigungs-Coach Dagmar Kann-Coomann. Das sieht dann eher niedlich aus – und passt nicht in die Kampfszenen des Musicals „Oliver!“, das derzeit vom Kulturforum Alte Post und der Musikschule der Stadt Neuss einstudiert wird. „Die Ensemblemitglieder stehen ja als verwahrloste Straßenkinder vor dem Publikum. Ihre Kämpfe und Rangeleien müssen also grob, hart, ja möglichst brutal aussehen“, findet die erfahrene Trainerin. Also hat sie mit den Darstellern geübt, die Bewegungen aus dem Körper heraus zu entwickeln, Spannung aufzubauen, Entschlossenheit zu demonstrieren. Seit fünf Jahren widmet sich die Journalistin intensiv dem WingTsun-Training, das auf dem Taoismus basiert. „Wir verändern nicht die Welt, wir verändern uns“, zitiert sie einen Leitsatz. Man weicht dem Gegner aus wie fließendes Wasser – um dann aus der Ausweichbewegung heraus zurückzuschlagen. Natürlich sollen die Musical-Darsteller dabei auf der Bühne ihre Mitspieler nicht treffen. Das Ensemble macht seine Sache gut. Rüpelhafte Rangeleien, aggressives Schubsen und tödliches Würgen wirken überzeugend und bleiben zum Glück ohne ernsthafte Folgen. Ein blaues Auge gab es mal beim Training . Aber das ist jetzt – also lange vor der Premiere am 20. September im Globe-Theater – schon wieder abgeheilt.