Das „Hairspray“-Ensemble bleibt hoch motiviert
„Hairspray“ – das ist ein Musical gegen Ausgrenzung, Unterdrückung, Rassismus und Doppelmoral. Im US-amerikanischen Baltimore der 1960er Jahre treffen Schwarz und Weiß, Korpulent und Schlank, Rollenklischee und Emanzipation aufeinander. In einer quietschbunten Show mit viel Musik, Tanz und spritzigen Dialogen geht es in der neuen Produktion der Neusser Musicalwochen also um Themen, die damals wie heute aktuell sind und auf die Bühne gehören.
Aktuell ist aber leider auch die Tatsache, dass ein Ensemble nicht unter Normalbedingungen proben darf. Dies bremst die Hairspray-Crew jedoch nicht aus. Regisseur Sven Post, der musikalische Leiter Edwin Schulz und Choreografin Vica Wohlleber „treffen“ alle Darstellerinnen und Darsteller jeden Samstag gemeinsam online. Darüber hinaus gibt es zahlreiche Einzelproben, damit beim großen Tag der Premiere nicht nur die Frisur sitzt. „Das Proben online ist nicht ideal, aber es funktioniert erstaunlich gut. Mir gefällt dabei, dass ich mein Augenmerk noch präziser auf die Texte und die Präsentationsart legen kann“, sagt Regisseur Sven Post.
Nach dem Casting hat es von Januar bis Mitte März einige „Hairspray“-Proben live in der Alten Post oder in der Musikschule gegeben. Die Rollen und Aufgaben waren also schon vor dem Beginn der Corona-Krise verteilt. Seitdem erlaubt sich das Ensemble keine „Durchhänger“. Nach der Devise „jetzt erst recht“ sind die Darstellerinnen und Darsteller bei der Sache, sie üben diszipliniert zu Hause ihre Texte, Songs und Tänze. „Wir haben technisch super Möglichkeiten, man muss jetzt einfach gucken, dass man schon so viel wie möglich vorbereitet. Wir haben Noten rumgeschickt, wir arbeiten sehr viel mit Videos, trainieren die Chorstimmen über eine App und halten uns in guter Gewohnheit auch online mit Einsing-Übungen fit“, erzählt Edwin Schulz als musikalischer Leiter. „Es ist eben eine Ausnahmesituation“, beschreibt die Choreografin Vica Wohlleber, „das ist sehr neu, aber ich bin erstaunt, wie gut alles voran geht. Im Ensemble spüre ich eine gute Stimmung, die überträgt sich auf mich. Bei den Choreografien kann ich zwar online wenig korrigieren – aber das gute Gefühl kommt trotzdem rüber und ich bin guter Dinge, dass wir das schaffen.“
Im Blick haben die „Hairspray“-Macher dabei natürlich die geplante Premiere und weitere Aufführungen, die im September 2020 im Globe-Theater stattfinden sollen. Alle setzen darauf, dass sie „Ihre“ Produktion tatsächlich im Globe zeigen können. Und bis dahin wird – keine Frage – fleißig und konsequent weitergeprobt. „Wir bleiben so auf Zack“, findet Nikolaus Kons, der die Rolle des „Link Larkin“ spielt. Tamara Jäger als „Tracy Turnblad“ findet es ebenfalls „gut, am Ball zu bleiben“ und Vithu Baskaran alias „Seaweed“ glaubt, „dass wir hier gerade eine Art Wunder schaffen, denn alle zusammen sind wir stark“.
Der Regisseur sieht bislang keinen Anlass, seinen Probenplan zu ändern. Das bedeutet: Das rund 40köpfige Ensemble inklusive Leitungsteam plus Band arbeitet bis September wöchentlich und in den Ferien durchgehend weiter an dem Traum, das Publikum im September mit Hairspray zu begeistern.